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Lifestyle

Wie wird Ostern in Italien gefeiert?

Ihr wolltet schon immer einmal wissen, ob es den Osterhasen auch in anderen Ländern gibt? Oder ob Ostereier nur hierzulande gesucht und genascht werden? Wir können zwar nicht für die ganze Welt sprechen, aber wir sagen euch zumindest wie die Italiener das wichtigste Fest im Kirchenjahr feiern. Kleine Vorwarnung: it’s gonna be huuuuuge.

Ann-Christin
Ann-Christin, Redaktion

Was bedeutet Ostern in Italien?

Auch wenn es viele nicht wissen: Ostern, auf italienisch Pasqua, ist das wichtigste Fest im Christentum. Und genauso feiern es die Italiener auch. Zwar dehnen sich die Festivitäten nicht über einen ganzen Monat aus wie z. B. zu Weihnachten, aber das heißt nicht, dass die Italiener zu Ostern nicht auch Vollgas gegeben – eine Woche ist trotzdem drin.
Die Italiener nehmen Ostern sehr ernst und das spürt man. Die Feierlichkeiten zu Ostern beginnen am Palmsonntag und enden am Ostermontag. In dieser Woche findet alles an Prozessionen, Spielen und Schlemmereien statt, was man sich nur vorstellen kann. Nach der langen Fastenzeit ist das aber auch nur allzu verständlich, oder? Also, wie funktioniert Ostern auf italienisch? Ich werd’s euch verraten!

Ostern auf italienisch – so wird gefeiert

Auch wenn eine ganze Woche durchgefeiert wird und die Feiertagsdichte wohl in keiner Woche des Jahres so hoch ist, wie in der Woche vor Ostern, konzentriere ich mich auf die beiden wichtigsten Tage dieser besonderen Zeit: Ostersonntag und Ostermontag. Los geht’s:

Ostersonntag

Am Ostersonntag feiert man nicht nur die Auferstehung Jesu Christi, sondern auch das Ende der 40-tägigen Fastenzeit. Und wir wissen alle, was das bedeutet: Völlerei bis zum geht nicht mehr. Aber bevor ich mich meinem Lieblingsthema widme – Essen natürlich – erkläre ich euch nun erstmal den offiziellen Teil:
Eine Aktivität darf an Ostern auf keinen Fall fehlen: der Kirchgang. Jeder, der schon einmal in einem deutschen Ostergottesdienst war, weiß, wie schön es ist, wenn die dunkle Kirche komplett erleuchtet wird und alle anfangen zu singen. Die Osternacht ist immer etwas ganz Besonderes.
Und wenn ihr das schon imposant findet, stellt es euch jetzt nochmal auf italienisch vor. In italienischen Kirchen wird nämlich „vollgas-zelebriert“ und das ist einfach nur himmlisch, wirklich! In den kleinen, aber feinen Kirchen, die sich in fast jedem Viertel befinden, entsteht eine ganz besondere und intime Atmosphäre – vor allem beim gemeinsamen Singen. Das kann man nicht toppen!
Abgesehen von der Ostermesse finden am Ostersonntag im ganzen Land Prozessionen und kleine Feste statt, die sich von Region zu Region unterschieden – aber dazu später mehr.
Und dann? Was machen die Italiener eigentlich nach dem Gottesdienst oder der Prozession? Klar: Weiterzelebrieren a.k.a. gemeinsam essen! Wenn es keinen großen Osterbrunch im Dorf oder im eigenen Viertel gibt, trifft man sich eben mit der (Groß-)Familie und zelebriert den heiligsten Tag im Jahr mit reichlich Essen.

Ostermontag

Der Ostermontag, auch „Pasquetta“ genannt, ist mein persönliches Highlight des italienischen Osterfests. An diesem Tag macht man in Italien traditionell ein Picknick mit der Familie und/oder mit Freunden. Das macht besonders viel Spaß, da in Italien um Ostern herum bereits angenehme Außentemperaturen herrschen, die prädestiniert dafür sind, möglichst viel Zeit im Freien zu verbringen.
So ein Osterpicknick kann verschiedene Formen annehmen. Entweder jeder bringt Picknick-Food, wie Brot, Aufstriche und kleine Pasteten und Törtchen mit oder man lässt das Osterfest mit einer riesigen Grigliata ausklingen. Was das ist? Kurzgesagt: ein italienisches BBQ, also eine (kleine) Grillparty. Wie die perfekte Grigliata aussieht, was alles dazugehört und was auf keinen Fall fehlen darf? Hier erfahrt ihr es:

  • Für eine perfekte italienische Grigliata benötigt ihr vor allem eins: Fleisch! Bevorzugt werden dafür in Italien Rippchen und Salsiccia. Alternativ werden auch Hähnchenschenkel, Schweinenacken, Hamburger, Schaschlikspieße oder, ja, man mag es kaum glauben, Hot Dogs auf den Grill geworfen. Für Fleischesser ist bei der Grigliata auf jeden Fall etwas dabei!

  • Für unsere pesketarischen Freunde darf auch leckeres Seafood nicht fehlen. In Italien kommen dafür vor allem Spieße mit verschiedenen Fischsorten, z. B. Schwertfisch, und Gemüse auf den Grill. Was auch immer geht: Schalentiere, zum Beispiel diese Garnelen in Estragonsauce.

  • Ein wenig Gemüse muss ebenfalls dabei sein. Mit den Klassikern Paprika, Aubergine und Zucchini liegt ihr immer goldrichtig!

  • Bei den Beilagen dürfen auf keinen Fall Tomaten und Kartoffeln fehlen. Ein bunter Tomatensalat oder ein ganz klassischer Caprese (Tomate-Mozzarella) sind schnell gemacht, aber verleihen der Grigliata erst ihre volle Perfektion. Die Kartoffeln fühlen sich mit etwas Rosmarin am wohlsten und können ganz bequem auf dem Grill zu einer knusprig-aromatischen Beilage verwandelt werden. Wer allerdings keine Lust auf Rosmarin hat, kann diese knusprigen Patate arraganate ausprobieren.

  • Eine Mahlzeit ohne Brot ist keine Mahlzeit – in Deutschland nicht und schon gar nicht in Italien. Deswegen solltet ihr dieses unter keinen Umständen vergessen. Mit etwas Knoblauch könnt ihr es auch in leckere Bruschetta verwandeln. Oder ihr macht kleine Olivenbrötchen.

  • Aber was wäre eine perfekte Grigliata ohne eine süße Nachspeise? Zum Dessert könnt ihr die bereits genannten Osterkuchen mitbringen oder, ganz einfach, etwas saisonales Obst. Wenn ihr bereits alles für das Oster-BBQ vorbereiten wollt, dann greift zum Tiramisù – das geht schließlich auch immer!

  • Um all die Leckereien gut vom Mund in den Magen zu befördern, braucht es auch Getränke. Selbstverständlich darf Wein hier nicht fehlen und, ganz wichtig, Kaffee inklusive Caffetiera. Die italienische Kaffeemaschine verträgt sich auch mit einem Grill und sollte deswegen auf jeden Fall im Picknickkorb landen! Gegen einen Schluck selbstgemachten Limoncello sagt aber bestimmt auch niemand: „No, grazie!“

Klassisches Essen an Ostern

Gerichte, die mit Lamm zubereitet werden, sind zu Ostern in Italien der absolute Renner. Dabei sind Eintöpfe und Schmorbraten am beliebtesten. Auch der all-time-Feiertagsfavorit Lasagne darf nicht fehlen – die geht schließlich immer! Wer Lust auf ein bisschen Abwechslung im Lasagne-Game hat, kann auch diese vegetarische Auberginenlasagne mit frischem Nudelteig auf den Tisch stellen. ​ Aber natürlich gibt es auch hier regionale Unterschiede: in Neapel wird zum Ostermenü ganz klassisch der Casatiello“ serviert – ein salziger Hefekuchen, der mit Provolone, Pecorino, neapolitanischer Salami und ganzen Eier kredenzt wird. ​ Auch die Nachspeisen fallen je nach Region unterschiedlich aus. Die „Cassata alla siciliana“, eine mehrschichtige Torte, die mit Ricotta, kandierten Früchten und grünem Fondant zubereitet wird, ist an Ostern ein richtiger Showstopper in Sizilien. In Kampanien findet man häufig eine „Pastiera napoletana“ auf dem Tisch. Sie ähnelt einer Crostata, wird aber mit Ricotta gefüllt, der mit Orangen und Orangenblüten aromatisiert wurde. Buonissimo!
Der absolute Klassiker unter den Osterkuchen bleibt aber die Colomba pasquale, ein Hefekuchen, der dem Panettone ähnelt und von der Form aussieht wie eine Taube. Wer möchte, kann diese Basic-Variante noch durch eine knusprige Schicht aus Mandeln und Zucker ergänzen.

Klassische Osterbräuche aus Italien

Wie ich bereits einige Male erwähnte, feiert jede Region in Italien anders. Und wie das nun mal so ist, entwickelt jeder seine eigene Art das heiligste der heiligen Feste zu feiern. Für euch habe ich mal 3 einzigartige Osterbräuche aus Italien ausfindig gemacht.

Punta e cul – lustiges Eierzerschlagen auf dem Dorfplatz

In einer kleinen Stadt, namens Urbania, in den Marken, eine Region im Osten Italiens, spielt die ganze Stadt an Ostern „Punta e cul“. Bei diesem kuriosen Spiel geht es kurz gesagt darum Eier zu zerschlagen – warum auch nicht …
Dafür treffen sich alle, die mitspielen wollen, auf der Piazza im Zentrum. Für jeden Teilnehmer werden zwei gekochte Eier bereitgestellt, die auf dem Platz in einer S-Form ausgelegt werden. Dann wird gelost, wer anfangen darf. Derjenige darf sich entweder vom linken oder rechten Ende der Eierschlange ein Ei aussuchen. Nun gilt es herauszufinden, welches Ei der darauffolgenden Belastung am besten standhält. Nachdem sich entschieden wurde, dürfen sich auch die anderen Teilnehmer ein Ei aussuchen und dann geht’s auch schon los. Ziel des Spiels ist es, so viele Eier wie möglich zu sammeln. Aber wie? Jeder ditscht mit der Spitze seines Eis auf die Spitze des nachbarlichen Eis. Derjenige, dessen Ei dabei kaputt geht, muss es an den abgeben, der für die Misere verantwortlich ist. Derjenige Spieler, der das „stärkste Ei“ hat, dessen Ei also am Ende noch intakt ist, hat gewonnen – knallhartes Knock-Out-Prinzip, im wahrsten Sinne des Wortes. Manche spielen auch noch eine zweite Runde, dieses Mal aber mit der Unterseite des Eis. Daher kommt auch der Name des Spiels, der übersetzt „Spitze und Boden“ bedeutet.

Le Vallje – eine italo-albanische Tradition aus Kalabrien

In der Provinz Cosenza in Kalabrien, genauer gesagt in den Städten Civita und Frascineto, feiert man an Ostermontag die sogenannten „Vallje“. Dabei handelt es sich um eine Arbëresh-Tradition, also eine italo-albanische Tradition. An diesem Tag zelebrieren die Arbëresh den Sieg Skanderbergs – ein albanischer Nationalheld – am Dienstag nach Ostern gegen die Türken, die Albanien besetzen wollten. Nach dem Tod Skanderbergs und der darauffolgenden türkischen Besetzung flohen viele Albaner nach Süditalien, wo sie bis heute ansässig sind. Aus diesem Grund kommen an Ostern zahlreiche Italo-Albaner nach Kalabrien und feiern ihre Traditionen und Kulturen. Dafür tragen sie ihre traditionelle Kleidung und ziehen durch die Dörfer. Ein besonderer Brauch, der währenddessen aufgeführt wird, ist der „Tanz der Vallja“. Den darf man sich aber nicht wie einen Tanz vorstellen, sondern eher wie ein Theaterstück. In diesem Theaterstück werden Legenden und Episoden der albanischen Geschichte aufgeführt um die verlorene Heimat zu ehren.

Prozessionen-Wahnsinn in Sizilien

Wenn jemand verstanden hat, wie man Ostern feiert, dann die Sizilianer. Keine Region Italiens hat so viele Osterprozessionen und -feste wie Sizilien. Die Sizilianer lieben Ostern und feiern die ganze Woche von Palmsonntag bis Ostermontag. Dabei gibt es in jedem Dorf, jeder Stadt und jeder Region ein paar Eigenarten. Es sind so viele, dass man sie hier gar nicht alle aufzählen kann. In Enna findet z. B. die „Processione degli incappucciati“ (Prozession der Kapuzenträger) statt. Hierbei tragen die Teilnehmer dreieckige Kapuzen, die das ganze Gesicht bedecken, während sie durch die Stadt ziehen. Die Farben der Kapuzen repräsentieren dabei die Zugehörigkeit zu einer Bruderschaft. In Enna gibt es 10 davon.
In Prizzi gibt es den „Ballo dei davioli“ (Tanz der Teufel). Hier ziehen am Ostersonntag drei Figuren durch die Stadt – zwei Teufel und der Tod – die den endlosen Kampf zwischen Gut und Böse darstellen sollen. Wenn ihr jetzt Lust habt, Ostern in Italien zu erleben, dann gibt es in Sizilien definitiv viel zu entdecken.

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