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Reportage

Reise durch Bella Italia: Sizilien

Von den Alpen über das Mittelmeer bis in den tiefsten Süden: Italien hat viel mehr zu bieten als den Gardasee und die Toskana. Das Dolce-Vita-Gefühl gibt es überall, aber die Rezepte, Produkte und kulinarischen Besonderheiten sind in jeder Region einzigartig. Habt ihr Lust auf eine kleine virtuelle Reise? Dann los, nach Bella Italia! Unsere erste Station? Bella Sicilia: Wir zeigen euch authentisch sizilianische Rezepte & typisch sizilianische Spezialitäten.

Annalena
Annalena, Redaktion

Unser Lieblings-Reiseziel in Stiefelform ist in 20 Regionen unterteilt. Diese gibt es seit 1948, als die neue Verfassung der Republik Italien in Kraft trat. Von diesen 20 haben 5 einen besonderen Stellenwert, da sie ein Autonomiestatut besitzen und somit aufgrund von sprachlichen Minderheiten o.Ä. mehr Entscheidungsfreiheit vom Staat besitzen. Zu diesen fünf zählen Trentino-Südtirol, das Aostatal, Sardinien, Friaul-Julisch-Venetien und Sizilien. Die größte italienische Region (flächenmäßig) ist Sizilien.
In der südlichsten Insel-Region Italiens starten wir unsere kulinarische Reise, denn von typischen Spezialitäten und Produkten über sizilianische Rezepte und Gerichte gibt es in Sicilia sehr viel zu entdecken.

Kultur, Kulinarik & Dolce Vita

Sizilien ist die größte Insel des Mittelmeers. Die Hauptstadt der südlichsten italienischen Region ist Palermo, bekannt sind aber auch die größeren Städte Catania, Messina und Syrakus. Die dort gesprochene „Lingua Siciliana“ (sizilianische Sprache) ist ein sehr eigentümlicher italienischer Dialekt, der dem Dialekt Kalabriens und Apuliens ähnelt. Durch die geografische Lage der Insel ist dieser Dialekt über die Jahrhunderte entstanden, der verschiedenste Einflüsse beinhaltet (z.B. Latein, Griechisch, Arabisch usw.). Lasst euch von einer Italienerin sagen: Wenn ihr nicht aus dem Süden stammt, ist der sizilianische Dialekt fast wie eine Fremdsprache!

Sizilianische Stadt
Die Stadt Modica im Südosten Siziliens gehört zum UNESCO Weltkulturerbe.

Ein besonderer Dialekt, eine Multi-Kulti-Mentalität…Was kommt euch noch in den Sinn, wenn ihr an Sizilien und die dortige Kultur denkt? Sonne, Lebenslust und charmantes Chaos – daran muss zumindest ich sofort denken. Markthändler, die wild gestikulieren, Großmütter, die auf ihren Plastikstühlen vor den Häusern sitzen und den zahlreichen Enkeln beim Spielen zusehen oder eine Gruppe von Senioren, die in einer Bar ihren Espresso trinkt und Karten spielt. Ob Kunst, Literatur oder geile Gerichte: Auf der südlichsten Insel-Region Italiens ist für jede*n etwas dabei. Kennt ihr Luigi Pirandello? Der berühmte mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Schriftsteller kommt aus Sicilia. Zum Weltkulturerbe geschafft hat es auch das berühmte Marionetten-Theater „teatro dei pupi“. Wenn ihr mal zufällig in Palermo seid, lohnt es sich, nicht nur bis zum Umfallen zu Essen, sondern auch diese antike Form des Theaters im dazugehörigen Museum zu besichtigen.
Sizilien wird auch oft als Region der Gegensätze bezeichnet – kulturell, gastronomisch und landschaftlich. Arabische Einflüsse in der Küche (z.B. Gerichte mit Couscous), griechische Produkte (Oliven, Olivenöl und Wein), karge Berglandschaften und satte Weinreben teilen sich die Insel mit wunderschönen Küsten und Stränden. Was cibo und vino, Essen und Wein, angeht, spiegelt sich genau das wider: Siziliens Gerichte und Produkte sind ein bunter Mix und kommen aus dem Meer, den Bergen und Wiesen der Insel.

Viele Fische aufeinander gelegt
Auf der Inselregion bekommt ihr fangfrischen Fisch wie Dorade oder Gelbstriemenbrasse.

Sizilien – kulinarische Einflüsse

Die südlichste Region Italiens, mitten im schönen Mittelmeer, bezaubert nicht nur durch die historischen Bauten, glasklaren Buchten und schroffen Klippen – sondern natürlich auch wegen des ESSENS! Beinahe jede*r kennt Cannoli, Arancini und Co. – und das sind nur einige der dortigen kulinarischen Köstlichkeiten. Siziliens Regionalküche ist sehr vielfältig, weil die Insel über Jahrtausende von verschiedenen Völkern und Kulturen beeinflusst wurde, wie den Römern, den Griechen oder den Arabern. Die Römer brachten Pasta, der Legende nach, die ersten Spaghetti, nach Sizilien. Die sizilianischen Mandeln verfeinerten sie mit einem süßen Produkt: dem Honig. Bereits in der Antike brachten die Griechen den ersten Olivenbaum nach Sizilien. Italien, vor allem der Süden, ist heute für sein Olivenöl bekannt, das aber eigentlich ursprünglich aus Griechenland stammt. Wahnsinn, oder? Weinreben gab es zwar schon vor der Zeit der Griechen in Sizilien, der Anbau und die Kultivierung der Sorten gelangen aber erst richtig nach griechischem Vorbild. Den heftigsten Einfluss auf die Gerichte und Spezialitäten Siziliens hatten aber die Araber: Mit ihnen kamen Orangen, Zitronen, Zuckerrohr, Reis und zahlreiche Süßspeisen nach Sicilia und – so war es beim Reis – von dort aus in den Rest Italiens. Wahrscheinlich gäbe es heute keine Granita, Cannoli oder Cassata (eine Schicht-Torte aus Biskuit, Ricotta und kandierten Früchten) und kein Risotto in Norditalien, wären die Araber nicht in Sizilien gewesen.

Ungefüllte Cannoli in Plastikwanne
Viele sizilianische Süßspeisen wie Cannoli haben wir den Arabern zu verdanken.

Typisch sizilianische Produkte

Was die sizilianische Küche also ausmacht? Die Hero-Produkte sind ganz klar Auberginen, Tomaten, Ricotta, Mandeln und Pistazien. Diese Produkte findet man in herzhaften und süßen Gerichten immer wieder. Auch verschiedene Kräuter wie Basilikum, Oregano, Lorbeer und viele mehr sind fühlen sich im mediterranen Inselklima wohl und werden in beinahe alle Rezepte eingebaut. Ricotta in Dolci? Sì, in Süditalien verwendet man Ricotta nicht nur in herzhaften Gerichten wie hierzulande, sondern vor allem in Desserts wie der bereits erwähnten Cassata oder den Cannoli. Probiert’s unbedingt aus – aromatisiert mit Zucker oder Honig, kandierten Früchten und Pistazien schmeckt der italienische Frischkäse unheimlich lecker!

Wenn ihr nach Urlaubs-Mitbringseln der Insel Sicilia sucht, die nicht nur als Staubfänger zu Hause dienen, gibt es auch tolle Produkte mit Ursprungsbezeichnung aus Sizilien. „Indicazione geografica protetta“ bedeutet so viel wie „geschützte geografische Angabe“ und wird im Deutschen mit g.g.A. abgekürzt. So erkennt man sofort, woher ein Produkt kommt und wo es z.B. angebaut oder produziert wurde. Die Kapern-Sorte „Cappero di Pantelleria I.G.P.“, die Orange „Arancia Rossa di Sicilia I.G.P.“ und die Pistazie „Pistacchio Verde di Bronte I.G.P.“ stammen zum Beispiel aus Sizilien. Damit könnt ihr euren mediterranen Spaghetti poveri richtig Geschmack geben, den nächsten Orangenkuchen perfektionieren oder sommerliches Pistazien-Semifreddo zubereiten.

Tomaten auf Marktstand mit Preisschild
Tomaten aus Sizilien sind besonders aromatisch und bilden die Basis vieler traditioneller Gerichte.

Typisch sizilianische Rezepte

Was wir heute als typisch sizilianische Gerichte, Rezepte und Produkte kennen? Das verraten wir euch in unserer Rezeptsammlung. Hier kommen die besten sizilianischen Rezepte – mamma mia, che buono.

Pesto alla trapanese

Typisch sizilianisch ist das Pesto alla trapanese aus Trapani mit süßen Tomaten, aromatischem Basilikum und reichhaltigen Mandeln – den typischen Produkten der Insel. Das Pesto wurde von Seeleuten aus Genua, der Geburtsstadt des Pestos, in den Hafen Trapanis gebracht. Anstelle der typisch ligurischen Zutaten wie Basilikum, Parmesan und Pinienkernen, verwendeten die aus dem Orient kommenden Seefahrer die typischen Produkte der Insel wie Mandeln und Tomaten für das Pesto alla trapanese. Traditionell wurde das sizilianische Pesto mit „Busiate“, einer kurzen, spiralförmigen Nudelsorte serviert. Heute dienen auch Spaghetti, Bucatini oder Linguine als Basis für das aromatische Pesto aus der westlichen Regionalküche Siziliens.

Pasta alla Norma

Die Aubergine ist der Start in diesem Rezept: Pasta alla Norma mit frittierten Auberginen und würzigem Pecorino. Che buono! Warum das Gericht „alla Norma“ heißt? Der Legende nach wurde das Gericht zum ersten Mal in Catania, der zweitgrößten Stadt Siziliens serviert, aus der der berühmte Komponist Vicenzo Bellini stammt. Die Pasta mit Auberginen soll so lecker gewesen sein, dass der Adel Siziliens sie mit der beliebten Oper Bellinis verglich – so perfekt wie die Oper „Norma“, eben. In Sizilien ist heute nicht nur die Pasta alla Norma, sondern auch die „Pizza alla Norma“, mit denselben Zutaten, bekannt. Kein Wunder, „Melanzane“ gehören schließlich zu Sizilien wie Speck zu Südtirol. Auberginen findet man in unzähligen Formen und Sorten auf der Insel, sie werden in allen möglichen Rezepten und Produkten verwendet und symbolisieren gewissermaßen Sizilien, wenn man die Italiener fragt.

Caponata

Süß, sauer, mit viel Gemüse: So könnte man eine sizilianische Caponata beschreiben. Das One-Pot-Gericht, das man meist mit Brot oder Focaccia serviert. Auch hier taucht das Hero-Produkt Aubergine wieder auf – zusammen mit anderen Gemüsesorten wie Tomaten, Zwiebeln und Sellerie wird sie in grobe Würfel geschnitten und süß-sauer gewürzt. Das Rezept ist ein Mitbringsel der Griechen aus der Antike, das sagt uns schon der Name: Caponata kommt wahrscheinlich vom griechischen „Capto“, das so viel wie (in Würfel) schneiden heißt. Das Gericht erinnert ein wenig an das französische Ratatouille und wird bis heute vor allem als typisches Familiengericht, das Nonna kocht, serviert.

Arancini

Arancini sind ein Streetfood, das seinesgleichen sucht: frittierte Reisbällchen mit verschiedenen FüllungenFun Fact: in Italien streitet man sich um das grammatikalische Geschlecht der Arancini*e – in Sizilien heißen sie Arancine und sind somit weiblich. Das vielschichtige kulturelle und kulinarische Erbe der Insel kann man auch hier wieder wunderbar zurückverfolgen: Es waren nämlich die Araber, die die Arancini oder Arancine in Sizilien zum beliebten Streetfood machten. Reisbällchen, mit Safran gewürzt, die mit Fleisch (meist Lammfleisch) gefüllt wurden – diese Tradition brachten sie mit nach Sizilien.

Cannoli siciliani

Cannoli – „Cremerollen“ – allein sind eine Reise nach Bella Sicilia wert. Die kleinen gefüllten Dessert-Röllchen sind zwar nicht gut gegen Speckröllchen, aber unfassbar lecker. Das sündige Dessert stammt ebenfalls aus der Zeit der arabischen Herrschaft in Sizilien. Die Nonnen der sizilianischen Klöster sollen zur Karnevalszeit Teig-Rohre mit einer süßen Creme gefüllt und dem „Sultan“ serviert haben. Die von den Arabern mitgebrachten Produkte wie Zuckerrohr, Zitrusfrüchte und Co. wurden mit der heimischen Schafsricotta aus Sizilien und regionalen Pistazien kombiniert – was für ein toller Einfall! Übrigens: Die Form der Cannoli und die der herzhaften Cannelloni aus dem Norden sind fast gleichzeitig entstanden, haben sich dann aber in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Mehr Infos, Fakten und Rezepte zu Cannelloni und Co. gibt’s in unserem Pasta-Lexikon.

Pasta di mandorla

Pasta di mandorla sind knusprige Mandelkekse aus den heimischen Mandeln Siziliens. Vergesst kalifornische Mandeln, probiert stattdessen mal die italienische Version – die haben nicht so eine lange Anreise. Die im sizilianischen „pasta de ammìänduli“ genannte Spezialität aus Sizilien entstand vor ca. 1000 Jahren in Palermo. Wie bei den meisten Süßspeisen, die heute in Sizilien berühmt-berüchtigt sind, stammt auch die Pasta di mandorle von den Arabern, die ihre Patisserie-Kunst auf die Insel brachten. Zucker, Mandeln aus der heimischen Landwirtschaft, manchmal noch getrocknete oder kandierte Früchte: Das sind die Basisprodukte der Mandelgebäcke, die vor allem zu Ostern oder Weihnachten nicht nur als Kekse, sondern in verschiedensten Formen gebacken werden. Berühmt ist der fischförmige „Pesce di mandorla“ zu Weihnachten sowie das Lamm „Agnello di mandorla“ zu Ostern. Mandelteig in Plätzchen-Form oder in weicher Form, wie Marzipan, sind Dauerbrenner in Sizilien.

Granita

Pure Erfrischung – die haben die Sizilianer in den heißen Sommermonaten unbedingt nötig! Wahrscheinlich wurde aus diesem Grund die erste Granita gemacht: wie Eis, nur leichter, sagen die Süditaliener. Es klingt für uns absurd, aber bereits im Mittelalter war es Trend, sich von den Bergen des Ätnas Eis bringen zu lassen, um es mit Zuckersirup, Rosenwasser oder Fruchtsirup zu übergießen. Der Beruf des „nivarolo“ bestand darin, das Eis vom Berg an den Hof zu bringen, zu konservieren (auch im Hochsommer!) und dem Adel zur Verfügung zu stellen. Die traditionellen Geschmacksrichtungen der Granita aus Sizilien waren Zitrone, Mandel, Schokolade und Kaffee – auch hier finden wir einige typische regionale Produkte der Insel wie Zitrusfrüchte und Mandeln wieder.

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Na, spürt ihr schon, wie Fernweh aufkommt? Tja, es wird noch schlimmer, amici, denn weiter geht’s beim nächsten Mal mit der wunderschönen und atemberaubend leckeren Toskana.

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