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Weihnachten in Bella Italia

Egal ob heimlich, still und leise oder mit buntem Lichtermeer und Weihnachtsmusik in Dauerschleife – Weihnachten lieben wir doch alle! Grund genug einmal auf Entdeckungsreise in andere Länder zu gehen: Heute werde ich euch Weihnachten in Italien vorstellen.

Ann-Christin
Ann-Christin, Redaktion

Feste in einem anderen Land zu feiern ist immer etwas Aufregendes. Vor allem, weil man nicht weiß, was einen erwartet. So ging es mir auch mit den Weihnachtsfeierlichkeiten im schönen Italien. Zu dem Zeitpunkt habe ich gerade ein Auslandsjahr in Italien absolviert, also doppelt aufregend. Zugegeben: ich hatte großes Heimweh, aber nichtsdestotrotz ist das italienische Weihnachtsfest eine meiner liebsten Erinnerungen an meine Zeit dort.

Was bedeutet Weihnachten in Italien?

Natale, wie Weihnachten auf italienisch heißt, ist vermutlich das wichtigste Ereignis im Jahr der italienischen Feste und Feiertage, gleich nach dem eigenen Geburtstag. Das erkennt man schon daran, dass die Feierlichkeiten schon ca. einen Monat vorher beginnen und erst im Januar langsam zu Ende gehen.

Zur Weihnachtszeit werden die Städte und Dörfer Italiens in regelrechte Lichtermeere verwandelt. Vor allem abends, wenn man unter den vielen Girlanden und „Buon Natale“-Schildern spazieren geht, kommen auch beim letzten Weihnachtsmuffel die ersten Weihnachtsgefühle auf. Gepaart mit einer frittierten Ciambella und einer heißen Schokolade wird der vorweihnachtliche Spaziergang dann auch für die Foodies unter uns perfekt.

Aber gerade für Italiener ist die Weihnachtszeit sehr wichtig. Freunde und Familie, Zusammensein, gemeinsam Zeit verbringen, Traditionen leben – das ist Weihnachten in Italien. Jedes Wochenende verbringt man auf einer der diversen Weihnachtsfeiern, die in den letzten Monaten des Jahres stattfinden. Man geht zusammen auf Weihnachtsmärkte (ja, die gibt’s auch in Italien), wo man sich die Mägen vollschlägt und zuhause hilft jeder beim Dekorieren und Vorbereiten des Festes. Es gibt sogar einen eigenen Feiertag, an dem traditionell jede Familie ihr Haus und auch bereits den Weihnachtsbaum schmückt: den Tag der Santa Barbara, am 8. Dezember.

Aber wie genau wird Weihnachten in Italien gefeiert? Ich werd’s euch verraten, andiamo!

Weihnachten all'italiana – so wird traditionell gefeiert

Weihnachten in Italien wird traditionell an den drei uns bekannten Tagen – dem 24., 25. und 26. Dezember – zelebriert. Trotzdem gibt es einige Unterschiede und weitere wichtige Tage im Vergleich zu Weihnachten in „Bella Germania“.

Der größte Unterschied? In Italien feiert man nicht überall zur selben Zeit "Natale":

  • Santa Lucia (13.12.): Die Schutzheilige von Verona bringt, ähnlich wie unser Nikolaus am 6.12., Süßigkeiten und kleine Geschenke. Es ist vor allem in Norditalien rund um die Region Venetien nicht unüblich, auch die "große Bescherung" bereits am Morgen des 13.Dezember zu zelebrieren. Die Heilige Santa Lucia und ihr Esel bringen der Legende nach in der Nacht zum 13.12. die Geschenke, am 24. und 25. Dezember wird Weihnachten dann gefeiert, aber eher im familiären Sinn und mit Kleinigkeiten anstelle von vielen Geschenken.

  • La Vigilia (24.12.): An Heiligabend, der in Italien „la Vigilia“ (der Vorabend) heißt, beginnt der Weihnachtsmarathon. Abends trifft man sich mit der Familie, man isst und redet viel. Im Gegensatz zum deutschen Heiligabend kommen hier meistens nur Tortellini in Brodo auf den Tisch. Denn, und da sind die Italiener strikt, am 24. Dezember ist noch gar nicht Weihnachten. Am 24. Dezember geht es vor allem um das Einstimmen auf die folgenden Tage. Der Abend endet schließlich mit der klassischen Christmette um Mitternacht, zu der natürlich die ganze Familie gemeinsam geht.
    Funfact: Viele Familien, vor allem in Süditalien, feiern genau wie wir in Deutschland am 24. Dezember den Heiligabend. Nach dieser Tradition werden die Geschenke auch am Abend des 24.12., nach der "cena della Vigilia" geöffnet.

  • Natale (25.12.): Der erste Weihnachtstag ist für die meisten Familien der wichtigste und gleichzeitig auch hektischste Tag des italienischen Weihnachtsfests. Jetzt ist nämlich endlich Weihnachten und das heißt Geschenke, Geschenke, Geschenke. In Italien, vor allem im Norden, werden die Geschenke erst am Morgen des 25. Dezember geöffnet, wie man es z. B. auch aus den USA bzw. vielen amerikanischen Weihnachtsfilmen kennt. Die Tradition besagt: Die Geschenke werden geöffnet, bevor man sich zusammen an den reichlich gedeckten Mittagstisch setzt.
    Man steht auf und rennt direkt zum Weihnachtsbaum, wo der „Babbo Natale“ (Weihnachtsmann), die Geschenke abgelegt hat. Für mich war es ein ganz besonderes Feeling, nicht im schicken Weihnachtsoutfit, sondern in seinem Pyjama das Papier von den Geschenkboxen zu reißen. Das könnte jedes Jahr so sein, wenn ihr mich fragt. Aber die Freude währt nur kurz, denn danach geht es ans Eingemachte: Essen vorbereiten und davon reichlich. Jeder hilft so gut er kann, aber Mamma hat natürlich immer die Oberhand. Insgesamt gibt es ein riesiges Menü, bei mir waren es damals sechs Gänge, das viele hungrige Mägen satt kriegen muss. Schon gegen Mittag beginnt dann das Schlemmen und es wird bis in den Abend gegessen, gesungen oder auch Tombola gespielt (dazu später mehr).

  • Santo Stefano (26.12.): Ähnlich wie in deutschen Landen, lässt man es am zweiten Weihnachtstag eher ruhig angehen. Man guckt Weihnachtsfilme, macht ausgedehnte Spaziergänge und macht sich über die Reste des Vortags her – davon gibt es meist reichlich. Viele Familien nutzen den freien Tag aber auch, um wegzufahren und sich auf Silvester vorzubereiten.

  • Befana (06.01.): Eine alte, graue Hexe, die auf dem Besenstiel ankommt und unartigen Kindern Kohle anstelle von Süßigkeiten bringt – das ist die Befana. Die italienische Folklore-Figur aus Mittelitalien wurde erst in den letzten Jahrzehnten von "Babbo Natale" und dem Christkind verdrängt, früher brachte sie nämlich die Geschenke und steckte diese in Strümpfe und Socken, die in der Nähe des Fensters aufgehängt wurden. Ein Feiertag ist der 6. Januar trotz alledem geblieben und die meisten bambini bekommen an dem Tag auch noch was zum Naschen.

Cibo, Cibo, Cibo – das kommt an Weihnachten auf den Tisch

Während sich in Deutschland die Geister daran scheiden, ob Weihnachtsgans, Fondue, Raclette oder Kartoffelsalat und Würstchen auf dem Teller landen, gibt es in Italien kein wirklich typisches Weihnachtsgericht, weil es sich stark von Region zu Region unterscheidet. Aber es gibt definitiv einige „piatti“, die sich bei vielen als Weihnachtsessen durchgesetzt haben. Vor allem Fisch- und Fleischgerichte, wie Ossobuco oder gegrillter Schwertfisch, sind durch die Bank weg beliebt.

Aber auch Nudelgerichte, wie die klassische Lasagne, finden ihren Weg auf das Weihnachtsbankett. Fast jede italienische Region hat ein gefülltes oder überbackenes Nudelgericht, das traditionell an Weihnachten serviert wird. In der Emilia Romagna sind das beispielsweise Tortellini, im Piemont die quadratischen "Agnolotti" mit Fleischfüllung.

​Zum Dessert werden die traditionellen Weihnachtskuchen Panettone und Pandoro gereicht. Aber auch ein cremiges Tiramisù oder andere Süßspeisen werden gerne an Weihnachten verzehrt. Um die ganzen Leckereien „runterzuspülen“ gibt es, natürlich, vino. Für die Kinder sind Soft Drinks essentiell. ​​

Ein prall gefüllter Plätzchenteller darf natürlich auch in der italienischen Advents- und Weihnachtszeit nicht fehlen. Wenn ihr auch mal so richtig italienisch backen wollt, werft mal einen Blick in unsere "Weihnachtsbäckerei all'Italiana"-Sammlung mit vielen tollen Rezepten wie Torrone, Biscotti und Co.

Typisch italienische Traditionen zu Weihnachten

Wie auch in Deutschland, gibt es in Italien einige Traditionen, die an Weihnachten ein absolutes Muss sind. Eine davon ist die sogenannte Tombola. Diese stammt ursprünglich aus dem Süden Italiens – genauer gesagt aus Neapel. Die Tombola ähnelt in ihrer Grundform dem Bingo, jedoch gibt es hier traditionell Bildkarten (Smorfie) anstatt Zahlen. Die Tombola wird meistens mit den Weihnachtsgästen gespielt, aber sie kann in einigen Gegenden auch zum Großereignis werden. Dann trifft sich zum Beispiel ein ganzes Viertel, um gemeinsam Gewinne abzusahnen.

Eine weitere Tradition sind Krippen. Wahrscheinlich denkt ihr jetzt: “Na gut, die haben wir auch in Deutschland.“ Aber die Krippen in Italien sind auf einem anderen Level. Ab dem 8. Dezember kann man in jedem Ort gigantische Krippenanlagen bewundern, meisten sogar mehrere. Denn auch hieraus wird ein kleiner Wettbewerb: Wer im Ort hat die schönste und spektakulärste Krippe? Das können Privatpersonen sein, aber auch Restaurants oder öffentliche Einrichtungen.

Wie schon angekündigt erstreckt sich das Weihnachtsfest in Italien eigentlich bis in den Januar. Erst am 06. Januar, unserem Tag der „Heiligen Drei Könige“, ist offiziell der letzte Tag des Weihnachtsfests. An diesem Tag kommt in Italien die bereits erwähnte gute Hexe „Befana“, von der vielen Kindern erzählt wird, dass sie die Frau des Weihnachtsmannes ist. Sie bringt die letzten kleinen "regali": Süßes, Süßes und noch mehr Süßes!

Und kaum ist Weihnachten vorbei, geht es auch schon weiter im italienischen Festtagsrhythmus: Silvester, Karneval und Ostern stehen schon in den Startlöchern!

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