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10 italienische Gerichte, die eigentlich deutsch sind

Samstagabend beim Lieblingsitaliener: Peperoni-Pizza und danach Spaghettieis? Kurzer Reality-Check: Diese Gerichte sind genauso italienisch wie Sauerkraut oder Labskaus! Welche anderen, angeblich italienischen Gerichte und Eigenarten eigentlich deutsch und in Bella Italia gar kein Ding sind? Findet es heraus und testet hier euer Italo-Wissen!
Annalena
Annalena, Redaktion

Wusstet ihr, dass man in Italien kein Spaghettieis isst? Dass man keinen Cappuccino nach dem Essen trinkt? Und dass ihr, wenn ihr „Peperoni-Pizza“ bestellt, Pizza mit frischer Paprika und nicht mit feuriger Salami bekommt?

Tja, manche Gerichte scheinen italienischer als sie sind – in Deutschland und eigentlich auf der ganzen Welt, nur nicht in Italien. Wir machen einen kurzen Reality-Check und decken auf: Die Top 10 italienischen Gerichte, die eigentlich mehr deutsch als italienisch sind!

Spaghettieis ist kein Gelato

Ein herrlich italienisches Gelato im Sommer, das ihr immer bei der italienischen Eisdiele um die Ecke bestellt: Spaghettieis. So leid es mir tut, amici: Spaghettieis ist eine deutsche Erfindung und kennt in Italien kein Mensch. Gelato? Spaghetti? Die beiden Begriffe sorgen in dieser Kombination für sehr viel Verwirrung in Bella Italia. 

Woher kommt das Spaghettieis dann, wenn nicht aus Italien? Dario Fontanella, Eisdielenbesitzer und gebürtiger Italiener, hat das mit der Spätzlepresse geformte Eis in den 1960er Jahren in Mannheim für seine deutschen Kunden erfunden. Gelato? Sì. Spaghettieis? No, grazie – sagen die Italiener!

Carbonara mit Schinken und Sahne – alles andere als klassisch

Nudeln mit Schinken-Sahne-Sauce sind lecker, cremig und für viele ein echt italienisches Highlight auf dem Teller. In Italien sind sie aber genau das: Pasta mit Schinken-Sahne-Sauce – „alla panna“ und dürfen auf keinen Fall Carbonara genannt werden.

Was in eine echte Carbonara kommt? Guanciale, Eigelb, Pecorino und Pfeffer – das war’s! Die mächtige Pastasauce aus Rom darf in Italien nur Carbonara genannt werden, wenn diese 4 Zutaten und keine anderen verwendet werden.

Wie aus Guanciale Kochschinken und aus Eigelb Sahne wurde? Das ist und bleibt ein Rätsel, worüber sich ganz Italien den Kopf zerbricht.

Pasta ist niemals eine Beilage

Eine der schnellsten und beliebtesten Beilagen der Deutschen neben Kartoffeln und Reis sind Nudeln. Vor allem zu Fleischgerichten mit Sauce wie z.B. Gulasch reicht man gerne Fusilli, Penne und Co.

Was in Deutschland gang und gäbe ist, ist in Italien ein No-Go. Pasta als Beilage gibt es dort nicht! Nudeln sind in jeder Form immer ein alleiniges Gericht, das als „Primo“ (warme Vorspeise) kategorisiert wird. Der „Secondo“ (Hauptgang) besteht in Italien immer aus Fisch, Fleisch oder Gemüse mit einer beliebigen Beilage wie Reis (nicht Risotto), Polenta, Kartoffeln usw., aber niemals Nudeln.

Alle „Primi“ stehen für sich allein und werden nicht wie anderswo zu Hauptspeisen kombiniert und serviert. Weder Risotto noch klassische Nudeln oder Nudelsalat – Letzterer ist auch eine rein deutsche Grillbeilage, in Italien jedoch ein erfrischender „Primo“ an warmen Sommerabenden.

Pizza Hawaii gibt's nicht in Italien

Italienisch oder amerikanisch? Pizza Hawaii mit Ananas und Schinken ist natürlich…amerikanisch! Und wie so oft ist der Trend von dort nach Deutschland gekommen. Wenn ihr in einer italienischen Pizzeria anruft und nach einer Pizza „con ananas“ fragt, wird das Telefonat schnell beendet werden. Pizza Hawaii mit Ananas ist eine der hartnäckigsten Food-Mythen, die italienisch wirken, es aber nicht sind.

In Italien gibt es zwar verschiedenste Pizza-Beläge, die sich regional stark unterscheiden (Pizza mit Pommes ist z.B. in Süditalien wirklich ein Ding!), aber die Grundregel der italienischen Küche ist es, nur in sehr, sehr wenigen Ausnahmefällen Süßes wie Obst mit Herzhaftem zu kombinieren. Deshalb gibt es in Italien auch keinen Spargelsalat mit Erdbeeren, Fleisch mit Trockenobst oder Schnitzel mit Preiselbeersauce.

Einige der wenigen Ausnahmen sind „Prosciutto e Melone“ (Honigmelone mit Parmaschinken), Chutneys („mostarda“) zur Käseplatte oder Birne mit Gorgonzola – diese Gerichte sind aber sorgfältig kombiniert worden, die Klassiker wie Pizza, Pasta und Co. dürfen auf keinen Fall angefasst werden! ;)

Pizza in Stücke geschnitten
So sieht eine klassisch italienische Pizza aus – dabei gilt: Weniger ist mehr!

"Spaghetti" Bolognese – die falsche Nudelsorte

Zugegeben, hier handelt es sich um einen kleinen, feinen Unterschied: die richtige (lange) Nudelsorte. In Italien gibt es für jedes Gericht und jede Sauce die eine, perfekte Pasta-Sorte – in unserem Pasta-Lexikon von A bis Z erfahrt ihr mehr darüber.

Spaghetti gehören z.B. zu Carbonara, aber nicht zu Bolognese. Die echte Bolognese-Sauce aus Bologna, in der Emilia Romagna, wird nämlich nur zu Tagliatelle oder höchstens Pappardelle (dickere Tagliatelle) serviert. Die reichhaltigeren, raueren Tagliatelle aus Eiernudelteig (Pasta all’Uovo) passen perfekt zur stückigen, würzigen Fleischsauce, dem Ragù alla Bolognese.

P.S.: Über Spaghetti Bolognese kann aber sogar ich als Italienerin mit einem kleinen Augenzwinkern hinwegsehen ;)

"Peperoni"-Pizza ist in Italien Gemüsepizza

Wie bei dem Klassiker „Stille Post“ geht auch beim Übersetzen manchmal etwas verloren. Das muss beim Wort „peperoni“ der Fall gewesen sein, denn der Begriff hat im Deutschen oder Englischen eine ganz andere Bedeutung als im italienischen Original: „il peperone“ heißt nämlich „die Paprika“ (also die frische, rote, grüne oder gelbe Paprikaschote).

Mit Chili und Schärfe hat die „Peperoni-Pizza“ also eigentlich rein gar nichts zu tun – Italiener würden darunter eine Pizza mit frischer Paprika verstehen. In Bella Italia nennt man Pizza mit scharfer Salami nämlich „Pizza con Salame piccante“.

Die einzige Übereinstimmung zwischen Peperoni und Schärfe ist „Peperonicino“, womit Italiener die kleinen Chili-Schoten bezeichnen. Daher kommt wohl auch der Begriff, wobei dieser immer noch nichts mit Salami zu tun hat und die kleinen, scharfen Schoten üblicherweise auch nicht auf Pizza landen.

Pasta mit Sauce als Topping serviert keine Nonna

Ein Topf mit Pasta, ein Topf oder eine Pfanne mit der dazugehörigen Sauce. Werden Nudelgerichte bei euch zu Hause so serviert? Wenn ja, solltet ihr unbedingt mal die original italienische Variante probieren – die ist nämlich viel leckerer und super einfach! 

In Italien wird Pasta nämlich immer in der Sauce geschwenkt, bevor sie serviert wird. Es gibt also niemals Nudeln mit einem Löffel Sauce als „Topping“ darauf oder vielleicht sogar separat auf dem Teller. Nudeln und Sauce müssen immer vor dem Servieren gut vermischt werden, damit die Pasta nicht trocken, sondern saftig ist und bleibt.

Tipp: Ein wenig Nudelwasser in der Sauce sorgt für eine schönere Bindung und eine cremige Konsistenz.

Kein Cappuccino nach 11 Uhr

Ein weiterer Klassiker, der eigentlich deutsch und nicht italienisch ist: Cappuccino nach dem Essen. Die goldene Regel in Italien lautet: Caffè mit Milch nur bis 11 Uhr. Danach gibt’s nur noch Espresso!

Ein Cappuccino gehört deshalb in Italien nur zum Frühstück oder der Kaffeepause „al bar“ eben bis vor dem Mittagessen. Danach gibt’s keinen „schweren“ Kaffee mit Milch mehr, sondern Espresso, der die Verdauung nach dem Essen unterstützen soll. Der Grundgedanke in Italien ist also ein ganz anderer als in Deutschland: Kaffee nach dem Essen soll schwere, italienische Gerichte bekömmlicher machen. In Deutschland gilt der Cappuccino nach dem Essen eher als Genuss- und Wachmacher.

Pizzakäse kommt auf keine italienische Pizza

Man findet ihn im Supermarkt und auf den Zutatenlisten mancher Fertigpizzen, Pizza-Schnellrestaurants und Takeaway-Menüs: Pizzakäse. Dieser bereits geriebene Käse besteht meistens aus Edamer, Gouda oder anderem Schmelz-Käse mit hohem Fettanteil. Manchmal ist auch etwas geriebener Mozzarella dabei – für den italienischen Geschmack, versteht sich.

Auf italienische Pizza kommt hingegen nur eine einzige Käsesorte und zwar Mozzarella. Als ganze Kugel und nicht gerieben wird er in Stückchen gezupft und auf die Pizza gelegt. Dabei geht es nicht um möglichst viele Käsefäden und eine richtige Käseschicht. Mozzarella ist nur ein Teil des Belags, die Tomatensauce sollte darunter noch gut erkennbar sein, genau wie die restlichen Zutaten.

Manchmal wird Burrata oder Büffelmozzarella anstelle von klassischem Mozzarella verwendet – es muss aber immer Mozzarella sein! Einzige Ausnahme: Pizza „Quattro Formaggi“ mit vier Käsesorten (Mozzarella, Gorgonzola, Parmesan und Stracchino) – Gouda, Emmentaler und Co. passen zur deutschen Käsestulle, aber nicht zu original italienischer Pizza.

verschiedene Mozzarella-Sorten in Schälchen
Italienischer "Pizzakäse"? Mozzarella, Büffelmozzarella oder Burrata – das war's!

Gnocchi werden in Italien nie angebraten

Außen knusprig, innen weich und fluffig – so schmecken die perfekten Gnocchi, oder? Gnocchi sind zwar italienisch, die knusprige Kruste und die Röstaromen wurden aber von den Deutschen dazugedichtet

Traditionell werden Gnocchi in Italien nur gekocht und auf keinen Fall angebraten. Dadurch bleiben sie weich, fluffig und zart wie kleine Wölkchen. Auch Knödel und Co. brät man nie an, man kocht bzw. dämpft sie immer nur, damit sie gar sind. Gnocchi anbraten, bevor sie mit Pesto, Tomaten oder einer anderen Sauce serviert werden? Daran erkennt man in Italien sofort, wer von außerhalb kommt!

Deutsch? Italienisch? Egal!

Alla fine lieben wir euch trotzdem, auch wenn ihr unsere Kulinarik ein wenig verändert – schließlich gibt es auch in Deutschland sehr, sehr viele Bereiche, in denen wir Italiener*innen uns noch ganz schön viel abgucken können!

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