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Tipps & Tricks

Sprossen ziehen: Gärtnern für Dummies

Es grünt so grün auf unserem Küchenblock – auf eurem auch? In diesem Artikel wird Healthy Food großgeschrieben: Wir zeigen euch, wie einfach es geht, Sprossen und Keimlinge selbst zu ziehen. Perfektes Gärtnern für alle, die auf kleinem Fuß leben.

Svenja
Svenja, Redaktion

Sprossen. Beim Flanieren durch euren Lieblings-Supermarkt habt ihr vielleicht schon mal einen Blick auf das grüne Gewusel erhaschen können, das zwischen Obst und Gemüse in der Frischetheke Platz findet: Von Alfalfa-Samen über Brokkolisprossen bis hin zu Linsenkeimlingen ist hier große Vielfalt geboten. Trotzdem bleiben sie für manchen unscheinbar, völlig zu Unrecht! Die kleinen Dinger sehen nicht nur total putzig aus, sondern sind äußerst gesund, günstig, easy und schnell gezogen! Mehr USPs auf einmal gibt’s nicht mal beim Kauf eines Thermomix, also: Worauf warten wir noch? Entdecken wir die Welt der Sprossen und Keimlinge!

Definitionssache: Sprossen, Keimlinge und Mikrogrün

Wenn ihr euch mit Sprossen und Keimlingen auseinandersetzt, werdet ihr schnell bemerken, dass es viele mit den beiden Definitionen nicht so genau nehmen. Dabei ist der Unterschied zwischen Sprossen und Keimlingen eigentlich gar nicht so schwer: Keimlinge sind das Ergebnis nach kurzer Ziehdauer, wenn eure Samen erstes Grün in Form von einem Stängel und ggf. kleinen Blättchen sprießen. Der Keimling ist sozusagen die ganze Babypflanze von der Wurzel bis zu den Blättchen.

Sind eure Keimlinge aus diesen „Kinderschuhen“ schon etwas herausgewachsen und hatten mehr Zeit zum Gedeihen, entwickeln sie immer längere grüne Stiele, die Blätter entfalten sich und so mancher Keimling entwickelt starke (und für uns ungenießbare) Wurzeln. Dann spricht man im Allgemeinen von (Grün-)Sprossen oder Jungtrieben. Sprossen sind damit strenggenommen die oberirdisch wachsenden Teile einer jungen Pflanze, nämlich die Blätter und der Stängel. Man nennt sie auch Mikrogrün (Englisch: microgreens).

Warum ist das wichtig? Keimlinge könnt ihr im Ganzen essen, bei Sprossen schneidet ihr lediglich den Stängel und die Blätter ab.

Bunte Sprossen und Keimlinge  in Gläsern
So schön bunt kann es bald auch bei euch in der Küche aussehen!

Einkauf und Vorbereitung

Achtet beim Kauf darauf, dass euer Saatgut noch kein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum hat. Je älter das Saatgut, desto schwieriger kann es keimen.

Habt ihr euch erstmal für eine Sorte entschieden, kann es im Prinzip sofort losgehen! Denn – und das ist noch ein toller Benefit von Sprossen und Keimlingen – sie können das ganze Jahr gezogen werden. Bei normaler Zimmertemperatur und wenig Licht gedeihen sie wie von selbst und ihr braucht fast nichts mehr zu tun. Alles was ihr benötigt, ist ein Schraubglas und frisches Leitungswasser.

Hot Dog mit Spargel statt Hot-dog-Würstchen
Würzige Zwiebelsprossen auf dänischen Hot dogs - absolut deluxe!

Hygiene – darauf solltet ihr achten

  • Immer Hände waschen, bevor ihr das trockene Saatgut oder die Sprossen anfasst. So vermeidet ihr, dass sich Bakterien und Keime einschleichen.
  • Benutzt nur sterilisierte und saubere Gläser für eure Sprossenzucht. Und so geht’s: Stellt das Glas in einen hohen Topf. Füllt ihn mit Wasser bis das Glas min. 2 – 3 cm mit Wasser bedeckt ist. Erhitzt den Topf für ca. 10 Minuten über 70 Grad und nehmt das Glas anschließend mit einer Zange aus dem Topf heraus.
  • Saatgut vor dem Einweichen gründlich waschen, ggf. beschädigte Körner und Samen, Fremdkörper oder Steine aussortieren.
  • Nach dem Einweichen das Saatgut nochmal ordentlich abspülen.
  • Benutzt ihr Papier oder Erde für die Sprossenzucht, sollten sie nicht zu feucht sein, sonst entsteht Schimmel.
  • Fertige Sprossen und Keimlinge immer im Kühlschrank aufbewahren und zügig aufessen.
  • Frischetest: Sehen eure Sprossen noch frisch aus? Riechen sie frisch oder muffelig? Schmecken sie, wie sie schmecken sollten? Wenn ihr euch unsicher seid, solltet ihr sie nur gekocht, gebraten oder frittiert essen. Beim Erhitzen der Sprossen werden Bakterien abgetötet.
Zwei kleine Gläser mit rot-gelb geschichtetem Smoothie mit Senfkresse auf Koffer vor Ziegelwand
Leckerer Früchtesmoothie mit Senfkresse

Kleines Healthy Food ganz groß: eine Anleitung

Aller Anfang liegt in den kleinen Samenkörnern... Hier stellen wir euch die einzelnen Keim-Methoden vor und erklären Schritt für Schritt, wie es geht.

Keim-Methoden

Das Keimglas mit Siebdeckel ist der Klassiker und die günstigste Variante für alle, die es einmal ausprobieren wollen. Keimgläser sind außerdem sehr einfach in der Handhabung, perfekt für den Einstieg! Zum Abtropfen muss es nur auf den Kopf gestellt werden, so ist die Keimung besonders easy. Ihr bekommt fertige Keimgläser in jedem Bio-Supermarkt oder im Reformhaus. Natürlich könnt ihr auch ein altes und sterilisiertes Joghurtglas (am besten mit weiter Öffnung) nehmen, die Öffnung mit etwas Leinenstoff bespannen und mithilfe eines Gummibandes den Stoff befestigen. Fertig ist euer Keimglas! Tipp: Wer keinen Leinenstoff hat, kann sein Glas auch mit etwas Frischhalte- oder Alufolie bespannen und vorsichtig kleine Löcher darin eindrücken. Zum Spülen müsst ihr die Folie allerdings immer abnehmen und euer Saatgut in einem Sieb kurz abspülen. Benutzt ausschließlich sterilisierte Gläser!

Wer mehrere Saaten gleichzeitig ziehen will, sollte auf ein Keimgerät mit mehreren Etagen zurückgreifen. Meistens erhaltet ihr sie mit drei Etagen, die übereinander gestapelt werden. Habt ihr die oberen Etagen jeweils mit euren Saaten bestückt, kippt ihr ein wenig Wasser in die oberste Etage. Mithilfe von kleinen Löchern im Etagenboden gelangt das Wasser nach und nach auch in alle anderen Etagen, bis es schließlich in die unterste Etage, dem Auffangbecken, getropft ist. Dann könnt ihr es wegkippen.

Mittlerweile gibt es auch sogenannte Keimbeutel, die ihr im Bio-Supermarkt oder gut sortierten Lebensmittelläden kaufen könnt. Das sind fertige Beutel mit einer Keimsaat, die ihr zum Spülen einfach nur in kaltes Wasser tunken müsst und dann an einem Ort eurer Wahl aufhängt, bis ihr ihn das nächste Mal spült.

Wachstumsstadium Mungbohnen vom Einweichen bis zum fertigen Wachstum
Spülen - einweichen - keimen

Sprossen einweichen und wässern

Spülen

Bevor ihr euer Saatgut einweicht, spült ihr es in einem Sieb kalt ab, entfernt Steine und andere Fremdkörper.

Einweichen

Der eigentliche Startschuss für eure Sprossenzucht beginnt mit dem Einweichen. Dann können die trockenen Samen das Wasser aufnehmen, schwellen an und bereiten sich auf die Keimung vor. Da die Samen an Volumen zunehmen, solltet ihr darauf achten, dass ihr zum Quellen mindestens 3 mal so viel Wasser wie Saat nehmt. Die Einweichzeit beträgt je nach Saatgut 12 – 24 Stunden. Tipp: Kontrolliert nach dem Einweichen, ob alle Samen aufgequollen sind. Falls nicht, sortiert ihr sie am besten aus.

Keimen

Um eure Samen für das Keimen vorzubereiten, leert ihr zunächst das Einweichwasser weg, spült die Saat nochmal kurz in einem Sieb mit kaltem Wasser ab und füllt sie in das Keimgerät eurer Wahl. Tipp: Versucht das Saatgut ab sofort immer feucht, aber nicht triefend nass, zu halten. Eure Sprösslinge brauchen nämlich ab sofort nicht nur Wasser sondern auch Luft, um zu gedeihen. Einmal ausgetrocknet, ist eure Chance vertan und ihr könnt keine keimenden Sprossen mehr ernten. Hierfür einfach 1 – 2 x am Tag die Samen kurz spülen. Die Keimzeit kann je nach Samenart variieren. In unserer Tabelle erfahrt ihr mehr.

Infotabelle fürs Sprossen ziehen
Sprossen ziehen leicht gemacht!

Superfood vom Feinsten – Gesundheitscheck Sprossen

Klein aber oho – das trifft auf Sprossen und Keimlinge definitiv zu! Sobald die Samen anfangen zu keimen, geht es unter der dünnen Samenhülle richtig ab. Samen sind nämlich kleine Nährstoffbomben, prall gefüllt mit Proteinen, Ballast- und Mineralstoffen, die sich so gut es geht vor Essfeinden schützen wollen. Deshalb bekommt uns trockenes Saatgut auch nicht besonders: Es schmeckt nicht, ist schwer verdaulich und kann uns sogar schaden. Weichen wir aber diese Samen ein, setzt das Saatgut Enzyme frei, die es sprießen lassen. Ab dem Zeitpunkt setzt jeder noch so kleine Samen alles auf sein Wachstum und legt jegliche Schutzmechanismen ab. Gut für uns! Denn dann steigt nicht nur der Nährstoffgehalt der Samen mit jedem Tag, sondern die für uns unbekömmlichen Stoffe werden abgebaut.

Fette, Proteine und Kohlenhydrate

Die heimlichen Energiepakete der Samen sind Proteine, Kohlenhydrate und Fette. In so manchem Saatgut machen die Fette bis zu 50 % aus, der Proteingehalt von Saaten liegt zwischen 10 und 25 %, Hülsenfrüchte sind ganz vorne mit dabei. Durch den Keimungsprozess wird viel Energie benötigt, der Kohlenhydratwert sinkt merklich. Die Proteine werden zu freien Aminosäuren abgebaut und der Fettgehalt sinkt umso mehr, je länger der Keimprozess andauert. Ein Beispiel: Die Energievorräte von Sonnenblumenkernen besteht aus ca. 50 % Fett. Nach der Keimung sind die Sonnenblumenprossen nahezu fettfrei.

Mineralstoffe

Mineralstoffe in Form von bspw. Magnesium, Zink, Kalzium und Eisen sind dem Saatgut absolut heilig! Wir wissen ja selber, dass Mineralstoffe alle nur denkbare Prozesse im Körper unterstützen. Kein Wunder also, dass auch die Samen damit besonders ungern herausrücken wollen. Mithilfe von Phytinsäure binden sie die Mineralstoffe an sich und erschweren uns ihre Aufnahme. Wenn die Samen zu keimen anfangen, wendet sich das Blatt: Dann setzt die Phytinsäure Phosphor frei, um den Bedarf der heranwachsenden Pflanze zu decken. Gleichzeitig sorgt das Phosphor dafür, dass sich die Phytinsäure immer schlechter an die Mineralstoffe bindet – und wir können sorglos zugreifen! Schlau, oder?

Vegetarisches Avocado-Sandwich mit Rote-Bete-Sprossen
Sieht nicht nur mega lecker aus, sondern ist auch super gesund!

Ballaststoffe

Sogenannte Ballaststoffe erhalten wir vorwiegend aus pflanzlichen Lebensmitteln. Ganz grob unterscheidet man zwischen wasserlöslichen und wasserunlöslichen Ballaststoffen. Wasserlöslich ist zum Beispiel Pektin in Obst, wasserunlöslich dagegen Schalenreste bei Hülsenfrüchten. Beim Keimen unserer Samen steigt insgesamt der Ballaststoffgehalt der Keimlinge. Egal ob wasserlöslich oder nicht, beide Arten sorgen für Volumen in unserem Essen, die einen sättigen, verlängern die Nahrungsaufnahme und halten den Blutzuckerspiegel niedrig, die anderen helfen bei der Verdauung.

Vitamine

Das Beste kommt zum Schluss: die Vitamine! Und davon tummeln sich je nach Saatgut eine Menge in den heranwachsenden Sprossen. Sobald die Samen keimen, steigt auch der Gehalt vieler enthaltener Vitamine.

Vitamin B, besonders in Form Riboflavin und Folat, kann während der Keimung enorm zunehmen. Folat unterstützt die Bildung von Zellen und roten Blutkörperchen und Riboflavin hilft beim Abbau von Kohlenhydraten, Fetten und Proteinen.

Außerdem: Das sogenannte Karotin wird später im Körper zu Vitamin A umgewandelt und ist ebenfalls in vielen Keimlingen vertreten. Vitamin A hilft bei den Funktionen unserer Augen, Haut und Schleimhäute.

Vitamin C ist anfangs in den meisten Saaten gar nicht vorhanden. Erst durch die Keimung wird es in den Sprossen gebildet. Vitamin C zählt zu den Antioxidantien und unterstützt den Aufbau von Knorpel- und Knochengewebe.

Neben Vitamin C bildet sich in vielen Keimlingen auch Vitamin E, das ebenfalls zu den Antioxidantien zählt und unser Zellgewebe schützt.

Rezepte mit Sprossen und Keimlingen

Lust auf ein paar passende Rezepte? Wie wäre es mit veganem Pad Thai mit Mungbohnensprossen oder gegrilltem Fisch auf Spargel an einem Salat aus Rote-Bete- und Zwiebelsprossen? Wer eher nach einem Snack sucht, könnte unser Avocado-Sandwich mit Lauch- und Rote-Bete-Sprossen oder den Spargel-Hotdog mit Zwiebelsprossen probieren. Außerdem im Angebot: Selbst gemachte Pho mit SojasprossenSüßkartoffel-Kumpir mit Sprossen-Topping oder dieser leckere Beerensmoothie mit Senfkresse.

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