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Kolumne

#13 Zero Waste: 8 Tipps, wie ihr Küchenreste sinnvoll nutzen könnt

Wer kennt es nicht: Die letzte Brotscheibe ist bereits hart, das Radieschengrün landet direkt im Mülleimer und der tägliche Kaffeesatz ist sowieso überflüssig. Denkste! Redakteurin Svenja weiß Rat.

Svenja
Svenja, Redaktion

Eigentlich halte ich nicht viel von Neujahresvorsätzen. Meine Kollegin Alisa und ich haben schon oft darüber gesprochen, dass solche Vorhaben fast immer zum Scheitern verurteilt sind. Denkt nur an so vielversprechende Dinge wie „Dieses Jahr nehme ich 10 Kilo ab!“ oder „Ab 2019 werde ich keine Pizza mehr liefern lassen.“ Spart euch doch sowas! Natürlich gibt es immer wieder diese Ausnahmefälle im Bekanntenkreis, die ihre eigenen Vorsätze sogar noch toppen und statt 10 ganze 20 Kilo abnehmen, aber wenn wir ehrlich sind, trifft das auf die wenigsten zu. Warum also nicht mal den Spieß umdrehen und sich Dinge vornehmen, auf die man sich wirklich freut und die einen selbst bereichern?

Für mich heißt das vor allem: noch mehr Zeit in der Küche verbringen! Ich will z.B. mehr Brotrezepte ausprobieren, mit neuen Aromen für meinen Kombucha experimentieren, Cashewkäse selber machen – und weniger Essen wegwerfen. Es muss ja nicht gleich die Zero-Waste-Challenge sein, aber jeder kann in seinem Haushalt irgendwo anfangen. Überlegt euch doch mal, wo bei euch regelmäßig Küchenreste übrigbleiben. Euch fallen sicher auf Anhieb ein paar Beispiele ein. Hier kommen ein paar Tipps, wie ihr sie noch sinnvoll verwerten könnt.

Pesto aus Möhren- oder Radieschengrün

Beim letzten Marktbummel einen Bund Radieschen oder Bundmöhren abgegriffen? Bloß nichts wegwerfen! Gerade aus dem Möhren- oder Radieschengrün lässt sich ein leckeres und aromatisches Pesto machen. Unser Radieschenblätter-Pesto mit Haselnüssen und Parmesan will ich nicht mehr missen. Und hier findet ihr ein leckeres Rezept für eine Salsa Verde aus Möhrengrün, Chiliflocken, Traubenkernöl und Apfelessig.

Radieschenblätter-Pesto im Glas mit Schraubdeckel neben Parmesanhobeln.
So lecker ist Resteverwertung: Radieschenblätter-Pesto

Kaffeesatz als Dünger für Gemüse und Speisepilze

Wusstet ihr, dass nur rund 0,02 % der Nährstoffe im Kaffee beim Kochvorgang überhaupt genutzt bzw. freigesetzt werden? Eine ganz schöne Verschwendung an Ressourcen! Dabei gibt es noch so viele Verwendungsmöglichkeiten für euren alten Kaffeesatz. Getrocknet kann er schlechte Gerüche in Schränken neutralisieren und durch seinen Reichtum an guten Nährstoffen und Stickstoff eignet er sich prima für die Düngung eurer Zimmer- und Gemüsepflanzen. Achtet darauf, ihn richtig trocknen zu lassen, damit er später nicht zu schimmeln anfängt. Hierfür könnt ihr den Kaffeesatz auf einem flachen Teller trocknen. Seit meinem letzten Kopenhagen-Trip weiß ich außerdem, dass Kaffeesatz auch ein hervorragender Nährboden für die eigene Pilzzucht ist. Das werde ich bald mal für euch ausprobieren!

Saisongemüse und -früchte für Smoothies einfrieren

Wer saisonal einkauft oder regelmäßig samstags nachmittags seine Einkäufe tätigt, kann oft richtig günstig übriggebliebenes Obst und Gemüse mit nach Hause nehmen. So habe ich schon oft kiloweise Bio-Bananen für weniger als 2 Euro erbeutet oder eine dicke Tüte Wurzelgemüse vor der Mülltonne gerettet. Gerade bei späten Samstagseinkäufen handelt es sich meistens um Obst und Gemüse, das schon sehr reif ist und zeitnah aufgebraucht werden sollte. Genau richtig für selbst gemachte Smoothies! Um nicht alles auf einmal verwenden zu müssen, schneide ich alles in kleine Stücke und friere es portionsweise ein. Das funktioniert auch mit Blattgemüse. Einfach vorab pürieren und in Gefrierbeuteln einfrieren. So habt ihr immer frisches Obst und Gemüse zuhause und könnt schnell darauf zugreifen.

Zwei kleine Gläser mit rot-gelb geschichtetem Smoothie mit Senfkresse auf Koffer vor Ziegelwand
Wer Smoothies mag, wird diesen Tipp lieben!

Sauerteigreste fürs nächste Tempura

Selbst gebackenes Brot ist ein Luxus, den ich mir gerne regelmäßig gönne. Seit meinen ersten Sauerteig-Abenteuern steht immerzu ein Gläschen Sauerteig in meinem Kühlschrank. Da er regelmäßig gefüttert werden muss, hat man manchmal mehr Sauerteig zuhause als einem lieb ist. Bitte, bitte werft ihn nicht weg! Der gute Sauerteig eignet sich wunderbar als Tempura-Ersatz für euer Gemüse. Und vielleicht habt ihr sogar noch Gemüsereste, die sich für Tempura eignen? Dann habt ihr gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Für mein Sauerteigstempura nehme ich ca. 180 ml Sauerteig (er sollte die Konsistenz von einem dicken Pfannkuchenteig haben, ansonsten noch etwas Mehl unterrühren), eine Prise Salz und schon kann fröhlich getunkt und frittiert werden!

Brokkoli Tempura
Tempura ist nicht nur lecker, sondern auch ein super Resteessen!

Alte Brotscheiben für Croutons verwenden

Eigentlich kennt jeder den Trick, und doch nutzen wir ihn viel zu wenig! Bei mir bleibt regelmäßig die allerletzte Scheibe Brot im Körbchen liegen. Eine Schande! Dabei hat man in meiner süddeutschen Heimat den Brotresten sogar einen festen Platz in einem DER Klassiker-Gerichte zugewiesen, dem Feldsalat mit Speck und Kracherle. Die Kracherle heißen im restlichen Deutschland Croutons und werden bevorzugt mit Toastbrot gemacht. Ich persönlich mag dunkles Roggen- oder Sauerteigbrot dafür lieber. Und so geht’s: einfach die gewünschten Brotscheiben in kleine Würfel schneiden, nach Belieben mit Knoblauch oder Gewürzen pimpen und in einer heißen Pfanne mit Öl ausbacken. Lecker!

Croutons liegen verteilt auf einem grauen Blech. Darauf Rosmarin-Stengel
Nicht verschmähen, essen! Croutons aus altem Brot

Gemüseschalen für selbst gemachte Gemüsebrühe

Diesen Tipp habe ich von meinem lieben Kollegen Tom: Egal ob Möhren-, Sellerie-, Lauch- oder Zwiebelschalen, in einer Woche sammelt sich am heimischen Herd schon so einiges an Gemüseresten an. Oftmals steckt genau in diesen Schalen richtig viel Geschmack, deshalb sammelt Tom sie die Woche über in einem Topf. Am Wochenende füllt er ihn mit Wasser auf und lässt alles einmal aufkochen. Danach deckt er den Topf ab und lässt die Brühe für den restlichen Tag stehen. Jetzt muss die Brühe abends nur noch in Gläser gefüllt werden (Achtung: Sieb nicht vergessen!). Am Ende des Tages habt ihr einen tollen Fond, den ihr als Basis für Gemüsebrühen, Suppen oder Risotto nehmen könnt. Wer mag, kann schon während dem Einkochen zusätzlich mit Lorbeerblättern oder Piment aromatisieren.

Einfache Rinderbrühe
Gemüsereste für Brühe auskochen – lohnt sich jede Woche!

Überschüssiges Gemüse fermentieren oder zu Pulver verarbeiten

Im letzten Frühjahr habe ich mir ein kleines Zitronenchili-Pflänzchen gekauft. Seitdem ist aus dem kleinen Stöpsel ein stattliches Bäumchen geworden und fast täglich entdecke ich neue, leuchtend gelbe Chilis in meinem Wohnzimmer. So gerne ich scharf esse, aber bei diesen Mengen komme ich einfach nicht mehr hinterher. Ihr kennt das Problem? Ganz nach dem Motto: „Wenn die Gefriertruhe und der Kühlschrank schon voll ist, finden wir noch Platz im Küchenschrank“ habe ich meine Chilis auf zweierlei Weise konserviert, um ja nichts wegwerfen zu müssen: Einen Teil habe ich fermentiert und in Salzlake eingeweckt. Das funktioniert für sehr viele Gemüsesorten. Sie bleiben dadurch knackig und lange haltbar. Zum Fermentieren der Chilis nehme ich in der Regel 25 Gramm jodfreies Salz auf 1 Liter Wasser, entferne die Stiele meiner Chilis und fülle alles in sterilisierte Gläser. Wichtig ist, dass das Gemüse beschwert wird, damit es nicht an die Wasseroberfläche treibt und schimmeln kann. Den anderen Teil meiner Chili-Ernte ließ ich bei Zimmertemperatur auf der Heizung trocknen bis die Früchte so spröde waren, dass ich sie mithilfe meiner Gewürzmühle zu feinem Chilipulver verarbeiten konnte. Das eigene Chilipulver ist einfach das beste!

Einmachen
Fermentieren und Einwecken ist eine gute Verwertung von überschüssigem Gemüse

Reste von selbst gemachter Pflanzenmilch verbacken

Gehört ihr zu denen, die ihre Pflanzenmilch selber machen? Egal ob Mandeln, Cashewkerne, Dinkel oder Hanfsamen – am Ende der Milchproduktion bleibt noch viel Nuss-, Kern- und/oder Samen-Gekrümel übrig. Wegwerfen muss nicht sein. Im Grunde habt ihr zwei Möglichkeiten: Entweder trocknet ihr die Nussreste und bewahrt sie zum Backen auf, oder ihr verwertet die nasse Masse direkt weiter zu Knäckebrot oder Crackern. Einfach mit etwas Leinsamen und Gewürzen vermengen, ggf. ein wenig Öl dazugeben (max. 3 EL pro 100 Gramm Nussmasse), auf einem Backblech ausrollen und bei ca. 160 Grad Ober-/Unterhitze goldbraun backen, fertig!

Cracker mit Sesam und grüner Soße
Cracker statt Mülltonne: Nussreste optimal verwerten

Mehr Selbstversorger-Chic

Ich hoffe, diese Tipps konnten euch inspirieren, eure Küchenreste etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Viel Spaß beim Entdecken und bis zum nächsten Mal! Hier findet ihr mehr Selbstversorger-Chic.

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