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Unglaublich lecker, überraschend vegan!
Kolumne

Von nervigen und hübschen Kaffeebechern

Knapp 3 Milliarden Kaffeebecher landen im recycle-besessenen Deutschland jedes Jahr im Mülleimer – oder auch daneben. Redakteurin Alisa schwärmt von ihrem wiederverwendbaren Kaffeepott. 

Alisa
Alisa, Redaktion

Eine gefühlte Ewigkeit ist es her, dass ich mehrmals in der Woche als Möchtegern-Barista teure Siebträgermaschinen bedient und dabei unzählige Menschen mit mal mehr mal weniger gekonnten Bildchen auf ihrer Café Latte beglückt habe – damals während des Studiums. Wie von selbst habe ich immer wieder Plastikpackungen aufgerissen, um die darin verpackten 25 bunt bedruckten und mit Kunststoff beschichteten Kaffeebecher neben der dampfenden Milchdüse zu stapeln. Ob ich die gemeinsamen Stunden mit den aromatischen Arabica-Bohnen vermisse? Nicht wirklich, denn Kaffee und ich stehen ja noch ziemlich am Anfang unserer Beziehung. Ein Gast ist mir allerdings positiv in Erinnerung geblieben. Selbst heute, wenn wir uns dann und wann über den Weg laufen, lassen wir uns auf einen Schnack ein. Alte Stammgäste sind Balsam für die Seele. Als vorzeigbarer Stammgast besuchte er uns täglich drei Mal für einen kleinen Americano mit extra Shot. Hochgerechnet sind das 15 Kaffeebestellungen in der Arbeitswoche, also 60 im Monat und mit reichlich Urlaub, Feiertagen und Krankheit eingerechnet rund 540 „Ein Americano mit extra Shot, bitte“ im Jahr.

Darüber, dass die Becher nach dem Verlassen des Cafés bereits wenige Minuten später in den nächstbesten Mülleimer geworfen werden, habe ich damals noch nicht so viel nachgedacht. Heute ist das anders. Denn, dass die gleichen Becher gieriger Kaffeetrinker überdurchschnittlich hässlich in Parks, auf Spielplätzen und an Bordsteinkanten landen, nervt mich.

Bereits mit minimalem Rechercheaufwand im Internet stößt man auf genug Zahlen, die das Wir-verwenden-zu-viele-Kaffeebecher-Problem bestätigen. Nach Angaben der Umwelthilfe werden jährlich fast drei Milliarden Pappbecher mit Latte Macchiato, Cappuccino und Filterkaffee gefüllt, ausgetrunken und anschließend achtlos weggeworfen. So spontan weiß ich nicht einmal, wie viele Nullen hinter der Drei stehen. Klar, im Vergleich zu all dem anderen Müll, den wir recycle-besessenen Deutschen auf den unzähligen Mülldeponien abladen, scheint der Anti-Pappbecher-Gedanke allerhöchstens ein symbolischer Akt zu sein. Denn, wenn wir schon dabei sind, sollten wir auch über die Relevanz von leeren Pizzakartons, zerknüllten Bäckertüten und To-Go-Food am Bahnhof und Flughafen diskutieren. Mach ich ja! Aber ich sehe das ja so: Klein anfangen hilft auch.

Von meinen goldenen Kaffeemomenten habe ich ja bereits detailverliebt berichtet. Tatsächlich war mein passioniertes Kaffeetrinken in diesem Jahr Grund genug dafür, dass mir eine sehr enge Freundin einen neuen Kaffeebecher aus Bambus geschenkt hat. Zugegebenermaßen hatte ich auch vorher bereits wiederverwendbare Coffee To Go-Becher. Aber mit diesem blauen Becher trägt sie also Mitschuld daran, dass zu Kaffeedates und Office-Kaffee nun auch noch regelmäßige Stopover beim Lieblingscafé dazukommen – nach dem Sport und vor der Arbeit. Danke dafür. Also wirklich. Ich liebe diesen Becher. Abgesehen davon, dass er bildhübsch ist, relativiert der reusable cup meinen überdurchschnittlichen Kaffeekosten.

Vor einiger Zeit schien jeder To-Go-Becher das ultimative der täglichen Instastory gewesen zu sein. Mittlerweile bin ich richtig genervt, wenn ich auf gestellte Fotos stoße, auf denen Einweg-Pappbecher abgelichtet sind. Ja, Coffee-To-Becher nerven. Egal, wen man fragt, die meisten behaupten, es sei ihnen wichtig, unseren Planeten zu schützen. Und wer tut wirklich etwas für die Umwelt? Kaum einer – ich eingeschlossen. (Die Tage habe ich einen schicken Tee im Tetrapak gekauft. Hä? Ich kann doch selber Tee kochen.)

Zurück zu meinem Kaffeebecher: Wenn ich am Morgen vergesse, meinen (Hipster-)Bambusbecher in meinen Rucksack zu schmeißen, trinke ich nach dem Sport keinen Kaffee. (Okay, das ist eine Lüge. Ich trinke Kaffee, aber erst in der Office-Küche.) Er macht jede meiner Pre-Work-Kaffee-Missionen zum nachhaltigen Vergnügen. Er ist der quick fix zum Kaffeebecher-Problem – sieht (vorerst) keinen Müllberg und sorgt für noch mehr schöne Kaffeemomente.

PS: Ob ich Latte Art in meinen Instastories teile? Was, ich? Niemals.

Bock auf mehr?

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