Dass die Stadt Trondheim ihr fulminantes Interesse an kulinarischer Kultur nicht seit gestern hat, liegt vor allem an der unglaublichen Natur, die mit ihren essbaren Geschenken nicht geizt. Zunächst die unzähligen Fjorde mit den weltweit hoch geschätzten Meeresfrüchten und natürlich das Landesinnere, welches für einige der besten Milch- und Fleischprodukte bekannt ist. Das alles erfordert natürlich experimentierfreudige Köche, die mit großem Elan eigenes Bio-Gemüse anbauen, wilde Beeren und Pilze sammeln und vergessene Kräuter und alte Zubereitungsarten wiederbeleben.
All eyes on: Trondheim. Und das nicht nur, weil in dieser blühenden Gastro-Szene der Michelin-Guide zwei seiner beliebten Sterne vergeben hat. In der Hauptstadt der nordischen Küche findet 2020 erstmals auch die offizielle Verleihung der nordischen Sterne statt. Für einen Tag trifft sich die internationale gehobene Welt der Gastronomie in der norwegischen Hafenstadt.
Nicht verwunderlich, dass Trøndelag im Jahr 2022 zur European Region of Gastronomy gekürt wird und spätestens zu diesem Zeitpunkt jeder Food-Junkie mindestens einmal zu Besuch gewesen sein muss. Ein guter Anfang für solch eine Food-Reise ist zum Beispiel das kürzlich mit dem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant Credo. Heidi Bjerkan kocht nicht nur fantastisch: Sie geht auch vorbildlich mit den natürlichen Ressourcen der Umgebung um. So arbeitet sie ausschließlich mit regionalen Bio-Landwirten, saisonalen Zutaten und eigens angebautem Gemüse. Für diese Arbeit hat sie den Zusatz-Preis für Nachhaltigkeit vom Michelin bekommen. Verdient!
Wer es sich richtig gut gehen lassen möchte, der sollte mindestens eine Nacht im Hotel Britannia einplanen. Diese besondere Unterkunft wurde bereits im Jahr 1897 eröffnet und nach jahrelangen Umbauten im Jahr 2019 wiedereröffnet. Seitdem wird es als eines der angesagtesten und besten Hotels in ganz Norwegen betitelt – und das nicht nur wegen der unglaublichen Zimmer und einem tollen Spa-Bereich, sondern in erster Linie wegen des sensationellen Frühstücks-Buffets. Hier kann man sich gemütlich durch alle Käseregionen Trøndelags naschen, wilden Rentier-Aufschnitt probieren, die unter Sterneköchen unverzichtbare Röros-Butter genießen und alles mit frischem Brot aus der eigenen Bäckerei zur Stärkung für den Tag verputzen. Das FOODBOOM-Team hat wirklich noch nie sooo lange gefrühstückt.
Direkt ums Eck geht es direkt weiter: Das Sellanraa Bok & Bar steht für die junge Generation, die alte Traditionen aufleben lässt. Hier werden wilde Kräuter, Beeren und alte Gemüsesorten fermentiert und eingeweckt. Auch gibt es hier selbst hergestellte Getränke und es werden ausschließlich Fisch aus Wildfang, Fleisch vom Jäger und saisonales Gemüse verwendet. Das Gemüse kommt hier vor allem nicht als Beilage, sondern als Hauptakteur. „Support your local producer“ – so das Motto. Das macht Sinn und vor allem richtig Spaß.
In Trondheim tummeln sich viele Start-ups der Gastro-Szene, die sich mehr und mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Die Rösterei Jacobsen og Svart zum Beispiel bietet ausschließlich Roh-Kaffees aus direktem und fairem Handel an. Mit selbst gebackenen Zimtschnecken und wechselnden Foto-Ausstellungen eine passende Gelegenheit, um die Zuckerreserven aufzufüllen und den Koffein-Pegel zu halten.
Wer sich zu etwas späteren Stunde um seinen Alkohol-Pegel Sorgen macht, der sollte unbedingt einen Abstecher in die Baklandet Skydsstation machen. In einem der besterhaltendsten Gebäude aus dem 18. Jahrhundert findet ihr die größte Aquavit-Auswahl der Stadt. Von den über 250 verschiedenen Sorten sollte man unbedingt einige näher unter die Lupe nehmen. Die herzige Besitzerin Gurli steht gerne beratend zur Seite.
Na? Bock auf Norwegen pur? Wer jetzt Lust bekommen hat eine kleine Genuss-Reise nach Trondheim und Trøndelag zu unternehmen, der ist mit diesem kleinen Online-Buch bestens beraten.